Risk Evaluation Matrix, die erste interaktive Matrix zur Risikobewertung für Stahl-Holz- und Holz-Holz-Verbindungen
Ein neuer Arbeitsansatz für bruchsichere Befestigungen
Für vorzeitiges Versagen von Befestigungen ist nicht nur ein Faktor, beispielsweise die Härte des Schraubenkerns, verantwortlich. Stattdessen geht es um eine Kombination von Planungs-, Umwelt- und Ausführungsbedingungen: Das können wir mit Sicherheit sagen, denn wir haben die Situation untersucht, auf der Baustelle geprüft und getestet.
Wir sprechen also nicht von nur einem Risikofaktor, sondern von einer komplexen Kombination der Bedrohungen. Um dieser Komplexität gerecht zu werden, hat Rothoblaas ein Arbeitstool entwickelt: Die Risk Evaluation Matrix, also die Matrix zur interaktiven Risikobewertung für Stahl-Holz- und Holz-Holz-Verbindungen.
Ohne den Anspruch auf einen neuen Standard zu erheben, ist das REM von Rothoblaas ein Werkzeug zur Planungsunterstützung, das viele Entscheidungen bei der Baustellenplanung vereinfachen kann. Es ist nützlich, um die besonders kritischen Verbindungen schnell zu erkennen, die Verwendung der Ressourcen zu optimieren und vor allem, um Risikominderungsstrategien umzusetzen, die für das jeweilige Risiko angemessen sind.
Was ist die Risk Evaluation Matrix?
Die Matrix basiert auf der Bewertung von sechs Risikofaktoren, die jeweils auf einer Skala von 1 bis 3 (niedrig, mittel, hoch) eingestuft werden.

Anhand der Gesamtpunktzahl kann jede Verbindung einer der folgenden Klassen zugeordnet werden:
Geringes Risiko (6–9): Standardmaterialien und -verfahren sind ausreichend
Mittleres Risiko (10–13): Gezielte Schutzmaßnahmen sind abzuwägen
Hohes Risiko (14–18): Fortgeschrittene Risikominderungsstrategien sind erforderlich
Die berücksichtigten Faktoren
Art der Verbindung (z. B. Holz-Holz oder Stahl-Holz)
Feuchtigkeitsgehalt des Holzes zum Zeitpunkt des Projekts
Vorhandensein andauernder Überspannungen
Feuchtigkeitseinwirkung bei Montage, Transport und auf der Baustelle
Art der Schraubenbeschichtung
Kernhärte der Schraube (HV)
Diese Konstruktion ermöglicht eine umfassende Analyse der Verbindung: Kenntnisse darüber, ob eine Schraube galvanisch verzinkt oder die Umgebung trocken ist, reichen nicht aus. Es ist die Kombination der Bedingungen, die das Risiko bestimmt.
Die Matrix will keine absoluten Werte für jeden Parameter festlegen. Die Zuweisung von Punkten und die Bestimmung von Schwellenwerten kann vom Benutzer verwaltet werden, und zwar abhängig von den spezifischen Projektbedingungen, dem Einwirkungskontext und den Leistungsanforderungen.
Die angegebenen Werte und Gewichte sind Richtwerte, die jedoch jeweils an den Kontext angepasst werden können: Sie sollen zeigen, wie die Methode strukturiert angewendet wird.

Einige praktische Beispiele
BEISPIEL 1 – Verbindung mit geringem Risiko (Punktzahl 9)
Eine Holz-Holz-Verbindung im Innenbereich mit Holzfeuchte laut Projekt <16 %, korrekt eingebaut, ohne Überspannungen, unter trockenen Montage-/Baustellenbedingungen. Die gewählten Schrauben verfügen über eine Standardbeschichtung und Kernhärte >390 HV.

Trotz der hohen, potenziell für eine Wasserstoffversprödung kritischen Härte, ist das Risiko aufgrund des Fehlens anhaltender oder unerwarteter Belastungen und von Feuchtigkeit vernachlässigbar. Außer einer guten Montagepraxis sind keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich.
BEISPIEL 2 – Verbindung mit hohem Risiko (Punktzahl 14)
Stahl-Holz-Verbindung mit dicken Blechen, im Außenbereich oder teilweise überdacht, mit Holzfeuchte laut Projekt >20 %. Die Montage weist trotz Standardbeschichtung (galvanische Verzinkung) mit reduzierter Härte < 360 HV Unsicherheiten bei der Anzugskontrolle der Schrauben auf.

In diesem Fall sind Korrekturmaßnahmen erforderlich: Verwendung leistungsfähigerer Beschichtungen (z. B. Edelstahl oder EVO), Kontrolle des Drehmoments und der korrekten Montage auf der Baustelle, vorübergehender Schutz der Verbindung während der Einwirkung.
Die Bedeutung der Kernhärte: ein Aspekt unter mehreren
Viele Sicherheitsansätze in Bezug auf Befestigungen haben sich in der Vergangenheit auf nur einen Parameter konzentriert: die Härte des Metalls. Es stimmt, dass Werte über 390 HV das Risiko von Wasserstoffversprödung (HE – Hydrogen Embrittlement) erhöhen. Werden diese Werte jedoch aus dem Zusammenhang gerissen, kann es zu irreführenden Schlussfolgerungen kommen.
Deshalb schlägt Rothoblaas vor, die Risikomatrix als Leitfaden für die Gesamtbewertung einzusetzen.
Praktische Anwendungen: Verwendung der Matrix auf der Baustelle
Die Risk Evaluation Matrix ist ein dynamisches Instrument, das in mehreren Phasen in den Entscheidungsprozess integriert wird:
In der Planungsphase, um die Verbindungen abhängig vom Einwirkungskontext und der Geometrie zu klassifizieren
In der Beschaffungsphase, um die am besten geeigneten Befestigungen risikoabhängig auszuwählen
In der Ausführungsphase, um die Kontrollprioritäten und Montagetechniken festzulegen
Alles in allem lässt sich REM einfach in den operativen Prozess integrieren, sodass jede Phase der Bewertung und Auswahl effizienter wird.
Eine technische, nicht verbindliche Sichtweise
Die Matrix ersetzt nicht die technischen Vorschriften, sondern ergänzt sie durch einen proportionalen Ansatz. Hieraus ergeben sich gleich zwei Vorteile:
Vermeidung unnötiger Überdimensionierung: Möglichkeit der Bewertung von Kontexten mit geringem Risiko, bei denen Standardspezifikationen ausreichend sind
Fokussierung der Ressourcen auf kritische Verbindungen: Wenn mehrere ungünstige Faktoren vorliegen, können das Risiko erkannt und gezielte Strategien umgesetzt werden
Mit anderen Worten: Das Modell einer einheitlichen Vorgehensweise wird in der Praxis ersetzt durch effizienzorientiertes Handeln.

Die Weiterentwicklung der Bautechniken erfordert zugleich die Aktualisierung der Risikobewertungspraktiken. Komplexer, aber nicht zwangsläufig schwieriger: Die Risk Evaluation Matrix von Rothoblaas soll die Dinge vereinfachen und Zweifel abklären. Das bedeutet:
Reduzierung vorzeitigen Versagens
Steigerung des Vertrauens in Stahl-Holz-Verbindungen und in den Holzbau im Allgemeinen
Verbesserung des Baustellen- und Ressourcenmanagements
Die Zuverlässigkeit der Schraube beginnt lange vor ihrer endgültigen Fixierung: Vom Projekt über die Produktionskontrolle erreicht sie schließlich das Bewusstsein derjenigen, die auf der Baustelle die Verbindung verwalten. Mit der Risk Evaluation Matrix werden diese Schritte Teil eines einzigen integrierten technischen Prozesses. Schauen Sie sich die Matrix auf Seite 24 des technischen Whitepapers an. HIER GEHT ES ZUM DOWNLOAD
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